Schützenkönig und die Kosten

Es hat noch keiner bereut
„Eimol Prinz zo sin, en Kölle am Rhing,…“ – so singen sie es in der Domstadt. Der Traum eines jeden Kölners. Und in Echthausen? Auch hier kann man als König der Schützenbruderschaft Majestät auf Zeit werden. Wenn man den ehemaligen Königspaaren so zuhört, hat es noch keiner bereut. Was motiviert einen Schützenbruder, den Vogel abzuschießen? Vielfach hört man die Antwort, dass man es einmal im Leben gemacht haben sollte. Tatsächlich gibt es auch Schützenbrüder, die wollen das sogar wieder holen.

Wie der allseits beliebte Theo Baum, der 25 Jahre nach seinem ersten Königstitel, den Vogel im Jahr 1989 erneut abgeschossen hatte. Anders war die Ausgangslage bei Stephan Bürger: Niemand wollte im Jahr 2003 den Vogel abschießen. Da hatte er sich ein Herz genommen, sich und seiner Frau Tanja einen großen Traum erfüllt und der Bruderschaft einen großen Dienst erwiesen.

Wer schießt denn nun? 
Die Tatsache, dass sich ab und an kein Königsanwärter findet, ist kein Problem der heutigen Zeit. Schon im Protokoll zum Schützenfest von 1928 steht geschrieben, dass die Beteiligung am Vogel schießen eher mau gewesen sei. Ebenso ist den Presseberichten zum Schützenfest 1985 zu entnehmen, dass das Vogel schießen durch Schießpausen bestimmt wurde. Offizier Günter Hollnick holte seinerzeit den Vogel von der Stange. In diesem Zusammenhang ist aber klarzustellen, dass es keine Verpflichtung für aktive Vorstände der Echthauser Schützen gibt, im Falle fehlender Bewerber den Vogel von der Stange zu holen.

Keine Frage des Alters
Alle Schützenbrüder, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, dürfen am Königsschießen teilnehmen – so sagt es die Satzung. Betrachtet man die Auflistung der Königspaare, stellt man fest, dass die Entscheidung für das Königsjahr unabhängig vom Lebensalter ist. Es gab ganz junge Könige, wie Patrick Belz im Jahr 2008 (damals 18 Jahre). Und auch Ehrenmitglied Ulrich Neuhaus war beim Königsschuss erst 21 Jahre alt. Im Gegensatz dazu hat Ehrenoberst Heiner Rasche im Jahre 1993 seine zweite Königswürde im Alter von 67 Jahren errungen, 40 Jahre nach dem ersten Königsschuss. Ein deutliches Zeichen für die  generationenübergreifende Freude am Schützenfest und an der Königs würde. Dazu haben auch schon die Jungschützen beigetragen. Fünf Schützenbrüder, die schon Jungschützenkönig waren, haben auch den großen Vogel abgeschossen, namentlich Timo Eickenbusch, Benjamin Glowienkowski, Patrick Vogt, Stefan Reszel und der leider viel zu früh verstorbene Frank Hoffmann.

Wer den Vorgarten pflegt, wird schnell zum Favoriten
In jedem Jahr gibt es Favoriten auf das Amt des Schützenkönigs. Manche wollen an einer sehr peniblen Pflege des Vorgartens erkennen, ob ein Schützenbruder Ambitionen auf das hohe Amt hat. Wichtig ist aber der Montag morgen unter der Vogelstange. Wer da verschläft, weil er am Abend zuvor zu lange gefeiert hat oder weil „fürsorgliche“ Verwandte das Wecken „vergessen“, der hat natürlich keine Chance. Wer sich jedoch im Vorfeld des Festes zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, der muss sich schon mal einen Schabernack der Schützenbrüder gefallen lassen.

Dazu ein Beispiel: Im Jahre 1969 wurde Josef Stute als neuer König der Echthauser Schützen gehandelt. „Stuten Jupp“ hatte seinen Hof über das normale Maß  herausgeputzt, auch die Königinnenfrage war wohl schon geklärt. Nur eins fehlte: der Königsschuss. Dieser wurde ihm dann von Josef Versin abgenommen. Die Freunde von Josef Stute revanchierten sich auf ihre Weise. In der Zeitung wird dazu zitiert: „Die Stallfenster auf dem Gehöft Stute hätten also nicht so superblank geputzt zu werden brauchen. Während der Herr des Hofes sich beim Frühschoppen in der Festhalle davon überzeugte, dass man den fröhlichen Frühschoppen auch ohne Königswürde feiern kann, eilten seine Freunde hoch vergnügt zu den Stallungen und strichen sämtliche Fensterscheiben mit schwarzer Wasserfarbe an.“

Festzug über die Ruhr? Das muss nicht sein! 
Man kann den Echthauser Schützen auch nicht unterstellen, dass sie unflexibel auf die Schützenkönige reagieren. Im Jahr 1972 schoss der in Wickede wohnende Schützenbruder Helmut Rohrbach den Vogel ab. Aber bis auf die andere Seite der Ruhr wollte man nicht laufen, um das Königspaar und den Hofstaat abzuholen. Daher wurde ihnen in Echthausen eine Residenz gestellt und von dort wurden sie in den Festzug gespielt. Ebenso zeigten sich die Schützen offen, als im Jahr 2006 Ralf Hage den Vogel abschoss. Seiner zeit war er Mitinhaber der Westernkneipe Colorado und für ihn war es selbstverständlich, dass er und sein Hofstaat in Westernoutfit im Festzug marschierten. Das Königspaar Iris und Ralf Hage sowie ihr Hofstaat waren auf jedem Fest ein Hingucker.

Was kostet das Ganze?
Horrende Summen geistern durch das Dorf – von bis zu 5.000 € und mehr ist die Rede. Hinzu kommen eine ganze Reihe an Terminen und Verpflichtungen, die einem die Fahrt in den Urlaub schon aus Zeitgründen unmöglich erscheinen lassen. Der ein oder andere denkt dann: “Da nehm ich doch lieber mal die Finger vom Gewehr und lasse die anderen machen. Ein König wird ja wohl zu finden sein unter den knapp 400 Schützenbrüdern, die noch kein König waren.“ Na ja, und wenn es von denen keiner macht, dann ist ja noch der Vorstand da. Auf die ist Verlass, ist schließlich deren Fest.

So ist es wirklich
Die Vorstandskönige: Eine Reihe Vorstandskollegen hat sich mit dem Königstitel einen, teils lang gehegten, Herzenswunsch erfüllt. Keiner der Schützenkönige war ein „Notkönig“, stand auf irgendeiner Liste oder wurde gar vom Vorstand bestimmt. Absprachen innerhalb des Vorstandes gibt es spätestens seit dem ominösen Jahr 2003 nicht mehr. Niemand wird überredet oder mit sanften Druck unter die Stange geschoben. Einige haben jedoch ihre Ambitionen für einen Moment ein Stück weit nach hinten gestellt, um zu sehen, ob jemand „aus dem Volk“ Interesse an dem Königstitel hat.

Die Kosten
Es ist eigentlich ganz einfach. Den kompletten Aufwand bestimmt einzig und alleine das Königspaar. Sei es die Garderobe oder die Anzahl der Hofstaatspaare. Der Vorstand steht grundsätzlich hinter allen Entscheidungen, sofern diese im Rahmen der Satzung umsetzbar sind. Sind wir ehrlich: Der Schützenfestmontag ist ein Freibiertag, der Verein zahlt dem König unmittelbar 750 Euro Schussgeld aus, Königin und Hofstaatsdamen dürfen in „Sommerkleidern“ den Festzug bestreiten. Beim Abendessen sorgt in aller Regel eine Umlage für finanzielle Entspannung. Und aufgemerkt: selbst die Bonbons zum Kindertanz bezahlt der Verein. Damit ist dieser Tag bereits. ohne nennenswerte finanzielle Verpflichtungen gelaufen. Im Königsjahr selbst ist es einzig und alleine dem Königspaar überlassen, ob es einen großen Königsball oder einen Grillabend im ganz kleinen Kreis gibt. In der Regel schlagen die Kosten für die Garderobe am höchsten zu Buche. Auch hier kommt es ganz auf den Wunsch des Königspaares an.

Die Termine
Es ist guter Brauch, dass die befreundeten Bruderschaften in Wimbern, Voßwinkel und Wickede auf ihren Festen besucht werden. Die Vergangenheit hat  gezeigt, dass gerade diese Besuche ein absolutes Highlight darstellen und sich nachhaltige Freundschaften mit den jeweiligen „Amtskollegen“ ergeben haben. Darüber hinaus ist es dem Königspaar freigestellt, weitere Termine (z.B. Teilnahme an Kreis- und Bundesschützenfest) wahrzunehmen. 

Fazit
Spricht man mit ehemaligen Königspaaren, so ist das Königsjahr in Echthausen ein Jahr, das man sich problemlos leisten kann. Noch dazu ist spannend zu hören, wie begeistert unsere „Ehemaligen“ an die einzigartige Zeit als König und Königin in Echthausen zurückdenken. Niemand bereut den Schuss am Montagmorgen.